Die Erdpyramiden von Steinegg
In Steinegg, dem beliebten Urlaubsort im Rosengarten-Latemargebiet, kann ein Naturschauspiel der besonderen Art besucht werden. Hier befinden sich die Steinegger Erdpyramiden.
Bei Erdpyramiden handelt es sich um pyramidenförmige Erdsäulen, auf denen im Regelfall ein größerer Gesteinsbrocken – ein sogenannter Deckstein – liegt, welcher die Pyramiden vor deren Verfall bewahrt bzw. den Verfall zeitlich verzögert. Bezeichnend für die Erdpyramiden ist, dass diese ständig ihre Form ändern. Die Erdpyramiden sind nur in wenigen Ländern anzutreffen. In Südtirol ist das Naturphänomen hingegen an einigen Orten zu besichtigen, beispielsweise am Ritten, in Percha im Südtiroler Pustertal oder in Dorf Tirol im Südtiroler Burggrafenamt.
Die Steinegger Erdpyramiden sind einzigartige Erosionsformationen aus eiszeitlichen Moränen. Damit die Erdpyramiden lange stehen bzw. erhalten bleiben, muss der Standort vor Wind und Wetter geschützt sein und ein besonderes Klima vorherrschen. An der Örtlichkeit, an der sich die Erdpyramiden bilden, wird der Untergrund durch starke Regenfälle aufgeweicht. Dadurch rutschen größere Teile des Hangs ab, mit der Folge, dass sich eine Steilkante bildet. In den Hang werden durch weitere Regenfälle Furchen geschnitten. In Trockenphasen, die länger andauern müssen, härtet das Erdmaterial schließlich aus und wird gegen die Erosion widerstandsfähiger.
Sollte der auf den Erdpyramiden liegende Schutzstein keinen Halt auf der Pyramide mehr finden und abrutschen, nimmt die Erdsäule eine Zuckerhutgestalt an. In der Folge erodiert diese immer stärker und verschwindet schließlich komplett. Zeitgleich werden jedoch neue Erdpyramiden am Hang gebildet.
Der Pyramidenrundweg
Die Steinegger Erdpyramiden sind über den sogenannten Pyramidenrundweg zu erreichen. Hierzu wurde der alte „Lanenweg“ im Jahr 2000 renoviert und ist heute als „Pyramidenrundweg“ beschildert.
Um zu den Erdpyramiden, welche sich konkret im Ort Breien bei Steinegg befinden, zu gelangen, muss man der Markierung der gelben Pyramiden folgen. Der Rundweg beginnt in Steinegg und führt zunächst zur Katzenbachschlucht und durch den Lanenweg unterhalb an den Pyramiden vorbei. Der Weg führt weiter zum Raffeinerhof und zum Dosser-Kreuz, von dem man dann direkt zu den Erdpyramiden gelangen kann. Hat man das Naturphänomen der Erdpyramiden besichtigt, führt der Weg – Wegmarkierung 2 – über die Katzenbachschlucht wieder nach Steinegg zurück. Für den gesamten Pyramidenrundweg sollte eine Gehzeit von etwa drei Stunden eingeplant werden.
Da Sage um die Steinegger Erdpyramiden
Das Naturphänomen der Erdpyramiden in Steinegg ist wissenschaftlich einwandfrei zu erklären. Dennoch hat der Volksmund seine eigene Variante wie diese entstanden sind.
Nach einer Sage befand sind an der Stelle, an der heute die Steinegger Erdpyramiden zu finden sind, einst eine Wiese. Dabei handelte es sich um eine ertragreiche Wiese, welche vom Dosserbauer zum Unterhalt des Pfarrers bewirtschaftet wurde. Eines Tages weigerte sich der Dosserbauer, den fälligen Pachtzins zu entrichten. Da er behauptet, selbst Eigentümer der Wiese zu sein, sollte das Gericht von Steinegg ein Urteil sprechen. Leider konnten keine Urkunden vorgelegt werden, die die Behauptung des Dosserbauers widerlegen konnten. Dies wusste dieser und gab einen eidesstattlichen Schwur ab. Das Gericht musste daher die Wiese dem Dosserbauer zuschreiben.
Am Tag, an dem das Gericht von Steinegg dem Dosserbauer die Wiese zugeschrieben hatte, kam ein gewaltiges Unwetter nach Steinegg. Blitze, Donner und Wolkenbrücke bisher ungekannten Ausmaßes gingen über Steinegg nieder und wollten kein Ende nehmen.
Erst am nächsten Morgen hatte das Unwetter nachgelassen. Als der Dosserbauer allerdings zu seiner Wiese wollte, um diese zu mähen, war diese nicht mehr da. Wo sich die Wiese befunden hatte, war nur noch ein tiefer Abgrund mit einigen Spitzen und Schuttkegeln – eben den Erdpyramiden – zu sehen.