Die Sage vom Karersee
In Südtirol gibt es sehr viele Sagen. So hat beispielsweise das Rosengartengebirge mit dem Zwergenkönig Laurin und das Latemargebirge mit den Latemarpuppen seine eigene Sage, mit denen der Volksmund erklärt, wie diese wunderbaren Dolomiten im Rosengarten-Latemargebiet zu ihrer unvergleichlichen Schönheit gekommen sind. Unterhalb des Latemargebirges befindet sich der Karersee, welcher aufgrund seiner Farbenvielfalt auch als Regenbogensee bezeichnet wird. Das Bild des Latemargebirges, welches sich im Karersee eindrucksvoll spiegelt, ist sehr bekannt und wird gerne als Motiv für Urlaubskarten und Werbeprospekte verwendet. Doch auch der Karersee hat mit der „Wasserfee vom Karersee“ eine eigene Sage, mit der die Farbenvielfalt des Sees zu erklären versucht wird.
Die Wasserfee und der Hexenmeister
Der Sage nach soll im Karersee eine wunderschöne Wasserfee gelebt haben. Nicht selten saß sie am Ufer des Sees, hat ihre blonden Zöpfe geflochten und leise vor sich hin gesungen. Als die Wasserfee eines Tages wieder am Ufer saß und vor sich hin sang, kam der Hexenmeister von Masaré vorbei und verliebte sich in die Nixe. Er spielte seine ganze Zaubermacht aus, um die Wasserfee zu entführen. Doch dies gelang ihm nicht; die Nixe ließ sich nicht erwischen.
Nachdem der Hexenmeister keinerlei Erfolgsaussichten mehr gehabt hatte, die Wasserfee zu entführen, bat dieser die Hexe Langwerda um deren Hilfe. Diese gab ihm den Tipp, dass er zwischen dem Rosengarten und dem Latemar einen Regenbogen zaubern und sich als Juwelenhändler verkleiden soll. Anschließend soll er zum Karersee gehen, die Wasserfee anlocken und schließlich entführen.
Der Hexenmeister folgte dem Rat von Langwerda, vergaß allerdings, sich als Juwelenhändler zu verkleiden. Die Wasserfee war schließlich von den herrlichen Farben des Regenbogens und den vielen Edelsteinen verzückt. Doch sie bemerkte den Hexenmeister, der sich am See versteckt hielt. Sie verschwand daher im See und wurde seitdem nie mehr wieder gesehen.
Aufgrund des misslungenen Vorhabens, die Wasserfee zu entführen, war der Hexenmeister so wütend, dass er in seinem Liebeskummer den Regenbogen vom Himmel herunter riss und ihn komplett zerschmetterte. Sämtliche Regenbogenstücke mit den unzähligen Juwelen warf er schließlich in den See. Daher präsentiert sich noch heute der Karersee in den unterschiedlichsten Regenbogenfarben und wird als „Regenbogensee“ bezeichnet.
Ein Besuch des Karersees
Es ist egal, dass es sich bei der Wasserfee vom Karersee um eine Sage handelt, denn der Karersee zeigt sich auch ohne den vielen Juwelen des angeblichen Hexenmeisters von seiner schönsten Seite. Jeder, der sich im Rosengarten-Latemargebiet einmal aufhält bzw. die Gelegenheit hat, einen Ausflug dorthin zu unternehmen, sollte daher den Karersee einmal besichtigen und die Schönheit dieser Schöpfung im Herzen der Dolomiten, welche von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt wurden, bewundern.
Der Karersee liegt im Gemeindegebiet von Welschnofen auf einer Höhe von 1.520 Metern über dem Meeresspiegel. Je nach Häufigkeit und Intensität der Niederschläge hat der Karersee einen Pegelstand zwischen 6,30 und etwa 22 Metern.